Wer einen Garten besitzt, der kennt sie: die spanische Wegschnecke (Arion vulgaris, syn. Arion lusitanicus, Kapuzinerwegschnecke, Große Wegschnecke oder auch Lusitanische Wegschnecke). Sie frisst und frisst und frisst. Als GärtnerIn will man Klarerweise den Salat, den Zucchini oder das Kraut selber ernten und da kommen uns die nackten Schleimer recht ungelegen. Sie müssen weg! Müssen sie wirklich? Ich habe mich ein wenig mit den Mollusken (Schnecken) beschäftigt und bin zu der Überzeugung gekommen, dass es nicht der richtige Weg für mich ist, die Schnecken zu vernichten.

In den vergangenen Jahren habe ich die Tiere abgesammelt, zerschnitten oder seit ich Hühner habe, verfüttert. Ich habe in den letzten Jahren sehr darauf geschaut, dass in meinem Garten keinerlei chemische Produkte wie Schneckenkorn verwendet werden, vor 5 Jahren war biologisch verträgliches Schneckenkorn noch im Einsatz bei mir. Doch im Laufe der Jahre, mit immer mehr Information über die Abläufe der Natur, über naturnahes Gärtnern und die Kreisläufe und Wechselwirkungen, über die Nützlinge und die mangelnde Unterscheidung zwischen Schad-Schnecken und unschädlichen Schnecken, habe ich eine komplett andere Einstellung zu den Schnecken bekommen. Angefangen hat es mit den Tigerschnegeln. Wunderschöne, schützenswerte Tiere, die ich gerne in meinem Garten sehe. Dann die Bänderschnecken, die keine großen Pflanzenfresser sind und sich von Algen ernähren, die schütze ich ebenso.

Die Weinbergschnecken, in Österreich seltener geworden, sind geschützte Tiere.

Kann ich mir also erlauben, andere Schnecken, speziell die roten Nacktschnecken ekelig und ausrottungswürdig zu nennen?

Schnecken lieben schwache, zarte, kranke oder abgestorbene Pflanzen und erfüllen damit den Zweck einer Reinigungstruppe. Unsere zarten Salatpflanzen beispielsweise, fallen in die Kategorie schwach und sind meist schnell hinweggerafft. Über Nacht stehen nur mehr die kleinen Überreste der Pflänzchen und man muss von Neuem beginnen. Um genau das zu vemeiden steht zu Anfang die Überlegung – warum sind in einem Garten Schnecken und was kann ich tun? Sind die Schnecken wirklich der Feind oder sind sie die natürliche Antwort auf ein Ungleichgewicht im Garten?

Es gibt unzählige Artikel zum Thema Schnecken und die Vernichtung derer. Doch im heutigen Gartenzeitalter und mit der drohenden Veränderung des Klimas werden immer mehr Stimmen laut, die uns sagen wie wichtig es ist auch im Hausgarten ausschließlich mit natürlichen Mitteln zu arbeiten. Wichtig ist es Informationen aller Art zu sammeln und sich dann ein Bild zu machen. Wahllos drauf los zu sprühen und streuen ist kontraproduktiv und schädlich. Langfristig können wir nur erfolgreich sein, wenn wir mit und nicht gegen die Natur arbeiten.
Beobachtung
Ich beobachte in meinem Garten, dass es dieses Jahr kaum Fraßschäden an den vielen Tagetespflanzen gibt. Letztes Jahr waren die Tagetesblumen ratzeputz weggefressen. Also gibt es keine Konstante und daher auch kein Allheilmittel. Wichtig ist es, genau zu beobachten, was gut wächst, wo im Gartenreich Schwächen sind (feuchte, schattige Stellen, schlecht wachsende Pflanzen, zu eng bepflanzte Beete, ..) was schützt, nützt und welche Nützlinge bereits im Garten heimisch sind.
Vorbeugung

Ein Weg um den Frust durch Schneckenfraß zu vermeiden ist, nur Pflanzen anzubauen die von Schnecken nicht gefressen werden. Die Nacktschnecken meiden diese Arten, vorausgesetzt, es besteht kein ausgesprochener Nahrungsmangel oder eine Überpopulation von Schnecken im Garten.
Pflanzen die (meist) von Schnecken verschont werden:
Beinwell, Eberraute, Frauenmantel, Katzenminze, Lavendel, Mangold, Radies, Rettiche, Ringelblume, Rosen, Rosenprimel, rote Bete, Salbeiarten, Spinat, Thymian, Weinraute, Ysop, Ziertabak, Ziest, Zitronenmelisse, Zwiebeln (eine ausführlichere Liste findet ihr am Ende des Beitrags)

Um jedoch die Schäden an allen anderen Pflanzen im eigenen Garten auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, sollte man bereits früh im Jahr mit vielfältigen, vorbeugenden Maßnahmen beginnen.
Hier sind einige Tipps, die in der Gesamtheit mit Sicherheit mithelfen, dass der Gemüse- und Blumengarten nicht „überrannt“ wird:
- An erster Stelle steht hier sicher der Schneckenzaun. Es ist bewiesen, dass es Schnecken fast nie schaffen in einen Garten einzudringen , der mit einem guten, dichten Schneckenzaun umgeben ist. Tiere, die bereits im Garten sind, müssen über Monate (Jahre?) abgesammelt und entfernt werden. Und es dürfen keinerlei Brücken existieren, daher die Wiese und die Pflanzen rundherum kurz halten, keine Werkzeuge anlehnen. Der Schneckenzaun in unserem Gemüsegarten hilft sehr gut, ich muss nur immer wieder kontrollieren ob Lücken entstanden sind und diese dann schließen.
- Möglichst starke, robuste und gesunde Pflanzen ziehen. Mit Kompost versorgen, richtig düngen, die Bodengesundheit fördern und den geeigneten Platz für die Pflanzen wählen. Saatgut eventuell mit einem Saatbad vorbereiten bzw. beizen (Kamille, Milch, Baldrian,..).
- Steinhaufen errichten um Igeln, Kröten, Blindschleichen, Laufkäfern und Fröschen Unterschlupf zu bieten, sie sind neben anderen Tieren natürliche Feinde der Schnecken. Auch hier habe ich bereits einige Erfolge erzielen können, wie ihr in den Fotos sehen könnt.


- Tigerschnegel und andere Schnecken leben lassen. Deshalb keine Bierfallen oder Schneckenkorn verwenden, das tötet u.a. die nützlichen und schönen Schnegel.


- Hochbeete anlegen. Diese helfen jedoch nur mit zusätzlichen Massnahmen, beispielsweise wenn alle Wege um das Hochbeet mit Kies gefüllt sind. Aber auch das gibt keine absolute Garantie.
- Beete nicht mulchen. Eine Mulchschicht oder auch abgestorbene Blätter und Pflanzenteile locken Schnecken an und geben ihnen Unterschlupf. Daher die Beete sauber halten. Reifer Kompost als Mulch hingegen ist positiv, da die Pflanzen stark und dadurch resistenter gegen Schädlinge (und Krankheiten) werden.
- Schneckenabwehr-Anstrich. In Videos im Netz zeigt es sich, dass mit einem Lack, der entsprechend aufgebracht wird, Hochbeete und Behälter geschützt werden können. Doch hier macht der Regen den Effekt zunichte, die Mittel sind recht teuer und können nur auf senkrechten Flächen aufgetragen werden.
- Unkraut und Gras um kultivierte Bereiche kurz halten um den Tieren wenig Unterschlupf zu bieten.
- Gießen kann man mit Wasser das mit Urgesteinsmehl versetzt ist. Es enthält u.a. viel Kieselsäure und ist damit zellstärkend. Die Schnecken fallen nicht so gern über derartig gestärkte Pflanzen her. Eventuell verschiedene Pflanzenjauchen ausbringen (Brennnessel, Tomatenblätter, Adler- oder Wurmfarn,..), Neem– oder Lebermosspräparate verwenden.
- Morgens gießen, damit die Erde am Abend möglichst trocken ist. Die Schnecken bevorzugen feuchtes Terrain.
- Ablenkpflanzen wachsen lassen – Gelbsenf, Gartenkresse, Dill, Borretsch, Ringelblume, stark duftende Kräuter wie Lavendel, die den Geruch der Gemüsepflanzen maskieren. Am Besten lässt man diese Pflanzen am Rand und rund um die Beete wachsen.

- Mischkultur – Opferpflanzen oder stark riechenden Pflanzen fördern die Gesundheit und können Schneckenfraß verhindern.

- Opferpflanzen (Lockpflanzen) säen oder pflanzen. Die Schnecken fressen bestimmte Pflanzen wie beispielsweise Tagetes äußerst gerne und können anderswo im Garten weniger Schaden anrichten oder auch auf diesen ausgesuchten Pflanzen leichter abgesammelt werden. Solche Pflanzen sind: Basilikum, Buchweizen, Kresse, Linsen, Rittersporn, Ringelblumen, Dahlien, Salat, Senf, Sonnenblumen, Teufelskralle und Tagetes.

- Streumittel sind bei trockener Witterung eventuell eine kleine Hilfe, haben sich aber nicht wirklich bewährt. Über Kaffeesud oder Eierschalen kriechen die schleimigen Dinger genauso wie über Kupferbänder oder Asche. Einzig trockene Schafwolle könnte ein bisschen mehr bewirken. Doch nach einem Regen muss man alles wieder erneuern, das kostet eventuell Geld aber vor allem Zeit und Energie. Verschiedene Streumittel sind: Asche, Hackschnitzel, Gerstengrannen, Tannennadeln, Sägespäne, Kaffeesud, Sand, Kies, Pflanzenfaser oder Eierschalen.
- den Boden nach dem Frost bearbeiten, damit kann man Gelege an die Oberfläche befördern.
- grobe Erdschollen immer gleich zerkleinern und die Oberfläche feinkrümelig halten, damit Schnecken keinen Unterschlupf finden
- Komposthaufen eventuell mit einem Schneckenzaun umgeben, da die Kompostplätze sehr beliebte Verstecke für Schnecken sind

- Pflanzen vorsichtig düngen, nicht zu viel Stickstoff geben, da das ein schwaches Pflanzengewebe fördert was wiederum Schnecken magisch anlockt.
Bekämpfung

Wenn es sich dann nun mal nicht vermeiden lässt und man muss etwas unternehmen um der Invasion Einhalt zu gebieten, dann sind meiner Meinung nach nur zwei Methoden akzeptabel, das Absammeln, Töten oder Wegbringen und das Verfüttern an Haus- bzw. Nutztiere. Doch wie unterscheidet man nützliche bzw. harmlose Tiere von den invasiven und schädlichen Schnecken? Das ist im Garten und durch einen Laien nicht möglich und daher sollten diese Methoden nur die allerletzten Mittel der Wahl sein.
- Bretter, Steine, Ziegel, große Blätter oder Ähnliches auflegen um Schnecken darunter absammeln zu können. Die Tiere suchen morgens feuchte Verstecke und können dort leicht aufgespürt werden. Das Absammeln muss oft und regelmäßig durchgeführt werden, dann ist es eine wirksame Methode um die Population zu minimieren. Man sollte früh im Jahr damit beginnen, wenn die Schnecken noch klein sind. Diese Methode hat bei mir im Garten sehr gut funktioniert und die Population auf ein erträgliches Maß reduziert.
- Laufenten oder Hühner als natürliche Fressfeinde der Schnecken halten. Doch Enten benötigen stets Wasser und nicht nur Schnecken lieben Salat. Aber auf jeden Fall könnte man Hühner oder Enten in abgeerntete Beete oder den gesamten Gemüsegarten lassen um dort umgraben zu können und Schnecken und deren Eier zu fressen.
Das wichtigste für mich ist es meine Erfahrungen weiterzugeben und ich hoffe ihr findet hier einige Ideen zu einem schonenderen Gärtnern im Einklang mit der Natur.

Pflanzen die (meist) von Schnecken verschont werden:
Alpenaster, Alpenveilchen, (Japan-) Anemonen, Artemisien, Aschenblumen, Atilbe, Ballonblumen, Bartfaden, Begonien, Beinwell, Bergenie, Blauschwingel, Carex, Christrosen, Dachwurz, Duftsteinrich, Eberraute, Ehrenpreis, Eisenhut, Eisenkraut, Elfenspiegel, Engelstrompeten, Farne, Fetthenne, Fl. Lieschen, Flockenblume, Frauenmantel, Fuchsschwanz, Gänsekresse, Gartennelken, Gedenkemein, Geißbart, Gelenkblumen, Geranien, Gladiolen, Golderdbeere, Goldfelberich, Goldlack, Goldmelissse, Goldrute, Heidenelke, Heiligenkraut, Himmelsleiter, Hornveilchen, Hortensien, Immergrün, Immortellen, Jakobsleiter, Jungfer im Grünen, Karde, Katzenminze, Kaukasusvergissmeinnicht, Kokardenblume, Kreuzkraut, Küchenschelle, Lampenputzergras, Lavendel, Lichtnelken, Lilien (außer Taglilie), Löwenmäulchen, Mädesüß, Malven, Mangold, Männertreu, Mohnarten, Montbretie, Nachtkerze, Nelken, Nelkenwurz, Netzblattstern, Ochsenzunge, Papierblume, Pelargonie, Petunie, Pfingstrose, Phlox, Portulakröschen, Porzellanblümchen, Purpurglöckchen, Purpursonnenhut, Radieschen, Rettiche, Rhododendren, Rosen, Rosenprimel, rote Bete, bittere Salatarten, Salbeiarten, Salomonsiegel, Schafgarbe, Schaumblüte, Scheinmohn, Schleierkraut, Schmuckkörbchen, Schwertlilie, Sommeraster, Sommerzypresse, Sonnenbraut, Sonnenflügel, Sonnenbraut, Sonnenröschen, Spiere, Spinat, Spornblume, Springkraut, Staudenwicken, Steinbrech, Steinkraut, Sterndolde, Storchschnabel, Strandflieder, Thymian, Tränendes Herz, Vogelfußsegge, Weinraute, Wollziest, Ysop, Ziergräser, Ziertabak, Ziest, Zitronenmelisse, Zwiebeln
Viel Spaß beim Gärtnern!
Brigitte